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William Burchell Bashyr Pickard (England)
Autor, Dichter und Romanschriftsteller
Jedes Kind ist mit der Disposition zu einer natürlichen Religion des Gehorsams geboren (Islam); es sind die Eltern, die aus dem Kind einen Juden, einen Christen oder einen Magier mache. (Ein Sprichwort Muhammads)
Als einer, der im Islam geboren wurde, brauchte ich viele Jahre, bevor ich mir dieser Tatsache bewusst wurde.
An der Schule und am College war ich ständig, und vielleicht zu intensiv, mit den Dingen und Anforderungen des täglichen Lebens beschäftigt. Heute beurteile ich meine Laufbahn jener Zeit nicht als brillant, aber sie war fortschrittlich. Inmitten einer christlichen Umgebung wurde ich über das gute Leben belehrt, und der Gedanke an Gott und die Verehrung der Rechtschaffenheit war mir angenehm. Wenn ich für etwas Verehrung empfand, so war es für Vornehmheit und Mut. Nach meinem Studium in Cambridge ging ich nach Zentralafrika, wo ich eine Anstellung in der Administration des Protektorats von Uganda bekommen hatte.
Mein Leben dort verlief interessanter und aufregender, als ich in England zu träumen gewagt hatte, und die Umstände zwangen mich, inmitten der schwarzen Brüderlichkeit der Menschheit zu leben. Ich fasste eine große Zuneigung zu den Schwarzen wegen ihrer einfachen und freudvollen Lebensanschauung. Der Osten hatte mich immer angezogen. In Cambridge hatte ich die Arabischen Nächte gelesen. Als ich allein in Afrika war, das ich wiederum die Arabischen Nächte und das wilde Wanderleben, das ich im Protektorat Uganda führte, entfremdete mich dem Osten nicht.
Dann brach der erste Weltkrieg in mein friedliches Leben herein. Ich eilte heim nach Europa. Ich wurde krank. Als ich mich erholt hatte, bewarb ich mich in der Armee, wurde aber aus gesundheitlichen Gründen abgewiesen. Ich schrieb die Verluste ab und brachte es irgendwie fertig, die Ärzte zu umgehen und mich dem Freiwilligen Dienst anzuschließen, und wurde, zu meiner Erleichterung, als Kavallerist uniformiert. Ich diente in Frankreich und an der westlichen Front, nahm an der Schlacht an der Somme im Jahre 1871 teil, wurde verwundet und zum Kriegsgefangenen gemacht.
Ich reiste durch Belgien nach Deutschland, wo ich hospitalisiert wurde. In Deutschland lernte ich das große Leiden einer geplagten Menschheit kennen, besonders der Russen, die von der Ruhr heimgesucht wurden. Ich verhungerte beinahe. Meine Kriegsverletzung (Zerschmetterung des Arms) heilte nicht rasch genug und die Deutschen konnten mich nicht gebrauchen. So wurde ich für eine Operation und einen Spitalaufenthalt in die Schweiz geschickt.
Ich erinnere mich so gut, wie wertvoll mir in diesen Tagen der Gedanke an den Koran war. In Deutschland hatte ich nach Hause geschrieben und um den Koran von Sale ersucht. In späteren Jahren erfuhr ich, dass mir der Koran geschickt worden war, aber ich hatte ihn nie erhalten. Nach der Operation an meinem Arm und an meinem Bein in der Schweiz genas ich langsam. Ich konnte bald umhergehen und kaufte ein Exemplar von Savarys französischer Übersetzung des Korans (heute eine meiner teuersten Besitzstücke). Ich las darin mit Entzücken. Es war mir, als ob mich ein Strahl ewiger Wahrheit getroffen und gesegnet hätte. Da ich meine rechte Hand noch immer nicht gebrauchen konnte, übte ich mich mit der linken Hand im Schreiben der Koran-Verse.
Meine große Verbundenheit mit dem Koran wird auch dadurch bezeugt, wenn ich erzähle, dass eine meiner lebendigsten und liebsten Erinnerungen an die Arabischen Nächte jene ist, in der der Junge allein in der Stadt der Toten aufgefunden wird, sitzend, den Koran lesend, während er seine Umgebung vergessen hat. In jenen Tagen in der Schweiz war ich im wahrsten Sinne des Wortes dem Willen Gottes ergeben (Muslim).
Im Dezember 1918 kehrte ich nach London zurück und zwei oder drei Jahre später schrieb ich mich für ein Literaturstudium an der Londoner Universität ein. Eines der Fächer, die ich wähle, war Arabisch, die Vorlesung für diesen Kurs besucht ich am King`s College. Dort geschah es, dass mein Arabischprofessor (der verstorbene Herr Belshah von Irak) eines Tages den Koran erwähnte. "Ob Sie es glauben oder nicht", sagte er, "Sie werden es ein äußerst interessantes Buch finden, wert studiert zu werden". "Oh, aber ich glaube ja bereits an den Koran", war meine Antwort.
Diese Bemerkung überraschte und interessierte meinen Arabischlehrer, und nach einem kurzen Gespräch lud er mich ein, ihn zum Londoner Gebetshaus zu begleiten. Nach diesem ersten Mal besuchte ich das Gebetshaus häufig und lernte mehr über das Brauchtum des Islams Kennen, bis ich, am Neujahrstag 1922, öffentlich der muslimischen Gemeinschaft beitrat.
Das liegt nun mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Seit damals lebe ich das Leben eines Muslims, in der Theorie und im Praktischen, so gut ich es vermag. Die Macht, die Weisheit und die Gnade Gottes sind unendlich. Die Wissensgebiete liegen vor uns und reichen weit hinter den Horizont.
Ich glaube, das einzige passende Gewand, das wir auf unserer Pilgerschaft durchs Leben tragen können, ist Demut, als Kopfschmuck Lobpreisung und in unseren Herzen die Liebe zum Einzigen Höchsten.
"Wal-Hamdu lil` Lahi Rabi `l-`Alameen"
Aus dem Buch: "Islam, unsere Wahl!" Von Ebrahim Ahmed Bawany Übersetzt von Dr. Mahmoud El-Guindi
Bund der islamischen Welt, Mekka S. A.
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