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| Deutschlands erste Moschee
... eine Kuppel, 2 Minarette
Die Moschee steht im Mittelpunkt des Schwetzinger Schlossgarten. Der federführende Architekt Nicolas Depiatsche hat sie zwischen 1778 und 1791 als Symbol von Aufklärung und Toleranz geplant und aufgebaut. Die Anlage besteht aus einem Kuppelbau mit hohem Tambour, flankiert von zwei schlanken Minaretten. Ein vorgelagerter Säulenportikus führt ins Innere. Auf der Rückseite liegt ein als „Gebetsgang“ bezeichneter allseitig von offenen Gängen umschlossener Hof. Erbaut wurde diese Moschee unter Verwendung von Stilelementen des Christentums und des Islam. Das orientalisch anmutende Bauwerk galt lange Zeit als bloße Kulisse und Stimmungsträger inmitten anderer Elemente, wie z.B. Merkur- und Apollotempel, Wasserkastell, Badhaus, Orangerie, etc. Die Moschee war nur äußerlich eine Moschee, sie hat nie die Rolle einer richtigen Moschee geführt, da in ihr nie gebetet wurde.
Die Referentin Susanne Richter deckte einen inneren Widerspruch zwischen dem fürstlichen Bauherrn Karl Theodor, der als katholischer Kurfürst der vereinigten pfalz- bayrischen Lande keineswegs religiöse Toleranz übte, im Gegenteil die Dominanz des Katholizismus im Staat förderte, und dem Architekten Nicolas Depiatsche, der die Moschee auf seinem geistigen Hintergrund von Aufklärung und Toleranz baute. Man vermag allerdings nicht zu glauben, dass der Kurfürst von seinem Hofbaumeister vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, sondern dass dieser der „Mode“ der Toleranz in Schwetzingen den Platz eingeräumt hat, den er ihr einräumen wollte. Susanne Richter zählt auch die Stilrichtungen auf, die dieses Bauwerk in sich vereinigt. Da ist zuerst der Kuppelbau, der eher an eine spätantike Zentralkirche erinnert als an eine Moschee im „klassischen“ osmanischen Stil. Antik ist auch der Säulenportikus mir seinen korinthischen Kapitellen. Vordergründig islamisch sind die beiden Minarette links und rechts am Bauwerk, insbesondere der kleine Umgang für den Muezzin in luftiger Höhe. Das Motiv an sich ist jedoch Antik, hier diente die Trajanssäule in Rom als Vorbild. Der jetzt restaurierte Gebetsgang greift zum einen das Motiv des Klosterkreuzganges auf, nimmt aber auch Bezug auf die Medrisi, die Koranschulen unmittelbar mit den orientalischen Moscheen verbindet.
Im Inneren der Moschee findet man keine Koransprüche, wie sie in „echten“ Moscheen zu finden sind, sondern es handelt sich um Lebensweisen in arabischer Schrift.
In den Feldern zwischen den Tambourfenstern sind Schriftfelder mit orientalischen Weisheiten auf arabisch und deutsch angebracht.
Bild 1 Bild 2 Bild 1: Die Nischen im Innern der Moschee sind nicht mit Koransprüchen versehen wie es üblich ist, sondern mit Sprüchen aus der orientalischen Weisheitslehre. Bild 2: Innenansicht Adel Zaghdoud und Melek Stevens
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