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Gedanken zum Kopftuch
Bismilähi arrahmani arrahim
Assalamu alleikum/ Hallo!
Ich heiße Melek Nicole, bin 31 und eine deutsche Muslima aus Köln, die gerne einmal ein paar Gedanken zum Kopftuch aufschreiben möchte.
Da ich lange Jahre, ich nenne es mal " sehr westlich" gelebt habe, kann ich sehr gut behaupten, dass ein Kopftuch eine große Bereicherung ist und viele Vorteile mit sich bringt. Ich finde es eher sehr erschreckend zu sehen, dass immer wieder "moderne Frauen" versuchen, die ach so armen und unterdrückten islamischen Frauen zu retten und sie vom Kopftuch zu befreien.
Dieses soll nun nicht heißen, dass es keine Frauen gibt, die gezwungen werden oder die den Sinn des Kopftuches nie erklärt bekommen und verstanden haben. Einfach aus Tradition heraus von ihren Familien unterdrückt werden; aber es existieren mindestens genauso viele Frauen, die es lieben würden ihr Kopftuch tragen zu können, ohne irgendwelche Nachteile auf gesellschaftlicher, beruflicher oder sozialer Ebene zu bekommen.
Eine Frau, die ein Kopftuch trägt und sich islamisch verhüllt, kann sich sicher sein, dass sie nur aufgrund ihrer Leistung und ihres Charakters bewertet wird. Sie muss sich nicht durch unsinnige Dinge in einer Männerwelt profilieren oder sich irgendwelchen sexistischen Ordnungen zu unterwerfen.
Die hier im Westen so hoch gelobte Freiheit der Frau findet sich heute auch sehr oft wieder in z.B. Bordellen, Zwangsprostitution, sexuellen Übergriffen jeder Art ( besonders schlimm an Minderjährigen und Kindern), Belästigung der Frauen im Alltag, Magersucht, Depressionen oder Operationswahn aufgrund des vermittelten Schönheitsideals, etc.
Dazu fällt mir nur ein: Tolle Freiheit, um welchen Preis?
Das Schöne an dieser Freiheit ist, dass meistens die Frauen, die von keinerlei der oben genannten Probleme betroffen sind, diese nach außen tragen und verteidigen.
Dagegen wird in den Medien das Bild einer muslimischen unterdrückten Frau dargestellt, meist von Sensationslust getrieben oder von sog. Islamexperten, die aus meiner Sicht gar nicht wissen, was Islam wirklich bedeutet. Oder von Muslimas, die anscheinend, leider, negative Erfahrungen durch Tradition oder Unwissenheit ihrer Familien gemacht haben. Was aber mit Islam nichts zu tun hat. Oft passiert so etwas, wenn eine zugewanderte Familie versucht, ihre Tradition hier im Westen weiterzuleben und dass passt nun mal nicht zusammen, denn niemand sollte gezwungen oder unterdrückt werden. Und das ist auch nicht islamisch. Aber anstatt diese negativen Beispiele in der Presse breitzutreten, sollte man lieber den Familien den Unterschied zwischen ihrer Tradition, was sie allerdings als Islam auslegen, und dem eigentlichen Glauben, wie er wirklich funktioniert erklären, dann würden sich viele Probleme in Luft auflösen. Oft handelt es sich um Unwissenheit. Und daraus entwickelt sich ein weiteres Problem, denn dann versuchen unwissende Experten unwissenden Muslimen den richtigen Weg zu zeigen. Das kann ja nicht funktionieren, oder?
Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass sich die Menschen im Westen mit gutem Wissen über den Islam informieren und mit Personen sprechen, die auch wissen, was Islam wirklich bedeutet, z.B. Imame, Gelehrte oder Berichte, die ausschließlich auf Koran und Sunna basieren. Und immer darauf achten, das Aussagen meistens in einem großen Kontext stehen und als Einzelaussage nicht die endgültige Bedeutung haben. Damit arbeiten nämlich die Islamgegner und die verfügen über kein ausreichendes Wissen.
Ich selber kann sagen, dass ich durch mein Kopftuch keinerlei Einschränkungen erlebt habe, sondern mein Leben so erfüllt gestalten kann, wie nie vorher. Ich habe tolerante Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen, die häufig interessiert und neugierig auf "das Neue" sind und froh darüber, Informationen aus 1.Hand zu erhalten.
Leider geht es nicht allen Frauen so und sie werden von Menschen hier in Deutschland unterdrückt und diskriminiert. Und dabei ist doch allen die Freiheit hier so wichtig. Und dann frage ich mich natürlich, warum wird die Freiheit einer muslimischen Frau so eingeschränkt? Warum ein Kopftuchverbot? Weil dem Kopftuch aus Unwissenheit ein politischer Gedanke beigesellt wird, den es aber gar nicht hat? Oder weil es zu fremd ist und man sich nicht mit neuen Wegen auseinander setzen will und lieber den Berichten in den Medien glaubt und sich blenden lässt? Ich denke nicht, dass eine Freiheit nur für westliches Gedankengut zählen sollte, sondern auch für die, die sich bewusst für einen anderen Weg der Freiheit entschieden haben. Die Freiheit nach dem Islam zu leben und deshalb auch stolz auf das Kopftuch zu sein und es zu lieben.
Es ist nicht fair, diese Frauen zu unterdrücken. Auch jede dieser Frauen will das Recht auf Freiheit, und zwar, ihr Kopftuch überall und in jeder beruflichen Situation und Position zu tragen, wie sie es mag.
Es ist schlimm genug, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der der Glaube nur noch eine Nebenrolle spielt. Gerade deshalb sollte man den Menschen, die noch einen Glauben haben, auch die Freiheit geben, sich darin zu entfalten.
Und was denken sie würde passieren, wenn jemand plötzlich auf die Idee käme und die Kopfbedeckung der Nonnen als politisch einstuft? Jeder würde zumindest belustigt schmunzeln und die Kirchenoberhäupter würden ernsthaft am Verstand der Menschheit zweifeln. Oder etwa nicht? Und das auch zu Recht. Und beim Kopftuch der islamischen Frau geht es um nichts anderes…………
Und zum Abschluss, denkt dran:
1) Wissen ist Macht!
2) und wie Einstein damals schon anmerkte:
Ob das Universum unendlich ist, könne er nicht sagen,
aber die Dummheit der Menschen auf jeden Fall.
In diesem Sinne,
assalamu alleikum
Eure Melek Nicole
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