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| Umfrage: Muslime in Deutschland Die Deutschen und Ihre Meinung zu Moscheen und Minaretten
Die komplette Politbarometer-Umfrage zu Muslimen in Deutschland
Über das Leben ihrer muslimischen Mitbürger wissen die Deutschen eher wenig: Nach eigenen Angaben fühlen sich insgesamt 37 Prozent der Bundesbürger sehr gut (7 Prozent) oder gut (30 Prozent) informiert, 61 Prozent sprechen von einem weniger guten (43 Prozent) beziehungsweise überhaupt nicht guten (18 Prozent) Kenntnisstand. Mit Blick auf das Alter der Befragten ist der Informationsstand unter jüngeren Deutschen etwas besser als in der mittleren und älteren Generation; insgesamt sind die altersspezifischen Differenzen aber eher gering. Zwischen Männern und Frauen gibt es praktisch keine Unterschiede.
Während im Osten der Republik nochmals sichtbar mehr Befragte als im Westen von fehlenden Informationen sprechen, steigt das Wissen über das Leben der muslimischen Mitbürger parallel zur Einwohnerzahl: In den größeren Städten und Großstädten sagen deutlich mehr Menschen als in kleinen Orten und Städten des Landes, dass sie gut oder sehr gut über den Alltag der bei uns lebenden Muslime Bescheid wissen. Islamischer Religionsunterricht Beim Thema islamischer Religionsunterricht gehen die Meinungen in der Bevölkerung weit auseinander: 32 Prozent der Befragten fänden es gut, wenn es für Schüler islamischen Glaubens an deutschen Schulen ein entsprechendes Schulfach gäbe, 42 Prozent fänden dies nicht gut und 24 Prozent wäre dies egal. Zwischen Männern und Frauen gibt es hier kaum Meinungsverschiedenheiten; unter Befragten mit formal hohem Bildungsniveau gibt es deutlich mehr Zustimmung für islamischen Religionsunterricht als unter Befragten mit niedrigem Schulabschluss. Und während im Westen Deutschlands 35 Prozent islamischen Religionsunterricht gut fänden, sind dies im Osten nur 19 Prozent.
Geordnet nach politischen Präferenzen ist die Ablehnung islamischen Religionsunterrichts bei den FDP-Anhängern mit 51 Prozent am stärksten, gefolgt von 46 Prozent der Unions-, 44 Prozent der Linken-, 36 Prozent der SPD- und 25 Prozent der Grünen-Anhänger. Zustimmung kommt umgekehrt von 57 Prozent der Grünen-, 44 Prozent der Linken-, 34 Prozent der SPD-, 29 Prozent der Unions- und 24 Prozent der FDP Anhänger.
Der Faktor Konfession zeigt bei Protestanten eine überproportional ausgeprägte Ablehnung von islamischem Religionsunterricht, Katholiken sind weniger distanziert. Insgesamt lehnen 48 Prozent aller Protestanten sowie 53 Prozent der gelegentlich bis häufig zur Kirche gehenden Protestanten ein entsprechendes Schulfach ab. Unter Katholiken sagen 35 Prozent "Nein" zu einem Religionsunterricht speziell für Muslime, wobei die Ablehnung unter Katholiken mit hoher Kirchgangshäufigkeit mit anteilig 38 Prozent tendenziell ähnlich wie bei praktizierenden Protestanten konfessionsintern etwas stärker ausfällt.
Dennoch sind die Katholiken in diesem speziellen Vergleich die Gruppe mit der insgesamt liberalsten Position, da auch unter konfessionslosen Deutschen mit anteiligen 44 Prozenten sichtbar mehr Befragte "Nein" sagen. Schließlich plädieren unter Befragten, die sich gut oder sehr gut über das Leben der Muslime bei uns informiert fühlen, überdurchschnittlich viele für islamischen Religionsunterricht für muslimische Schüler. Moscheen in Deutschland Dass es in Deutschland Moscheen gibt, findet die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) prinzipiell gut, knapp ein Drittel (29 Prozent) findet dies nicht gut und fast jedem fünften (19 Prozent) sind die islamischen Gotteshäuser bei uns egal. Ähnlich dem Thema Religionsunterricht bestätigen sich auch in puncto Moscheen die Trends, wonach die Zustimmung im Westen der Republik sowie unter interviewten Personen mit höherem Schulabschluss über dem Schnitt liegt und zwischen männlichen und weiblichen Befragten hoher Konsens besteht.
Nachdem Katholiken und Protestanten in Sachen Religionsunterricht unterschiedliche Ansichten hatten, sind sie bei den Moscheen nahezu einer Meinung: Dass es diese gibt, findet innerhalb dieser beiden Hauptglaubensrichtungen in Deutschland jeweils eine sichtbare Mehrheit gut. Besonders offen gegenüber Moscheen sind die Menschen dort, wo diese am ehesten zu finden sind: In Großstädten heißen 61 Prozent der Befragten die islamischen Gebets- und Begegnungsstädten prinzipiell gut, dagegen sind dies - mit zur Einwohnerzahl fallender Zustimmung - in Kleinstädten noch 43 Prozent. Umgekehrt bedeutet dies aber nicht, dass sich Kleinstadtbewohner automatisch stärker gegen Moscheen positionieren, sondern dass entsprechende Einrichtungen hier überdurchschnittlich vielen Bürgern egal sind.
Bemerkenswert ist beim Thema Moscheen, dass sich in der Bevölkerung auch in der Detailanalyse praktisch keine demographische oder soziale Gruppe mehrheitlich gegen Moscheen ausspricht. Lediglich unter Bürgern, die zu viele Integrationshilfen für Muslime reklamieren oder die sich daran stören, wenn muslimische Frauen Kopftücher tragen, spricht sich ein überwiegender Teil auch gegen Moscheen aus.
Kopftücher bei muslimischen Frauen? 29 Prozent aller Deutschen stört es, wenn muslimische Frauen bei uns Kopftuch tragen, die klare Mehrheit von 70 Prozent hat damit aber kein Problem. Erneut sind Frauen und Männer hier einer Meinung; aber auch zwischen den Bildungsgruppen sowie Katholiken und Protestanten gibt es kaum Unterschiede. Selbst der Informationsstand der Deutschen über das Leben der Muslime spielt keine Rolle. Unterschiede in der Bewertung sind mit Blick auf das Alter der Deutschen zu konstatieren, wo die über 50-jährigen Befragten etwas häufiger als die unter 40-Jährigen das Kopftuch als störend empfinden.
Und während sich im Osten Deutschlands 23 Prozent an Kopftüchern muslimischer Frauen stören, sind dies im Westen 30 Prozent. Dennoch bleibt auch hier festzuhalten, dass es in der deutschen Bevölkerung keine einzige soziale oder demographische Gruppe gibt, die sich bei den Muslima mehrheitlich am Kopftuch stört.
Die Integrationshilfen für Muslime in Deutschland werden höchst ambivalent bewertet: Für 22 Prozent der Befragten wird für die Eingliederung der Muslime in Deutschland "zu viel" und für 27 Prozent "zu wenig" getan, eine relative Mehrheit von 37 Prozent bezeichnet den Status quo als "gerade richtig" und 14 Prozent können oder wollen dies nicht einschätzen. Defizite bei den Integrationshilfen bemängeln jeweils 23 Prozent der Haupt- und Realschulabsolventen, aber schon 41 Prozent der Befragten mit Abitur. Dass zu wenig getan wird, meinen zudem überproportional viele junge Deutsche. Im Westen Deutschlands sagen mit 29 Prozent sichtbar mehr Befragte als im Osten mit 19 Prozent, dass bei der Eingliederung von deutscher Seite zu wenig getan wird. Allerdings erlauben sich im Osten mit anteilig 25 Prozent weit überdurchschnittlich viele Bürger hierzu kein Urteil. Zudem existiert ein Nord-Süd-Gefälle: Im Norden der Republik sprechen 17 Prozent, in der Mitte 21 Prozent und im Süden 27 Prozent von "zu vielen" Hilfen.
Neben regionalen Trends zeigt schließlich auch der Faktor Einwohnerzahl einen deutlichen Effekt: Dass für die Integration von muslimischen Mitbürgern "zu viel" getan werde, glauben in den Kleinstädten rund doppelt so viele Befragte wie in den großen Städten des Landes. Umgekehrt haben in Großstädten überdurchschnittlich viele Befragte den Eindruck, dass auch von deutscher Seite mehr Integrationshilfen nötig sind. Während die Meinungen zu den Integrationshilfen für Muslime weit auseinandergehen, gibt es umgekehrt massive Kritik an den Integrationsbemühungen der Muslime in Deutschland: 79 Prozent der Bundesbürger haben den Eindruck, dass die meisten bei uns lebenden Muslime nicht genug tun, um sich hier einzugliedern. Für nur 10 Prozent gehen die Bemühungen weit genug und 11 Prozent können oder wollen dies nicht einschätzen.
An der Deutlichkeit dieser Einschätzung besteht in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen hoher Konsens; selbst in den verschiedenen politischen Lagern sind mindestens drei von vier Befragten der Meinung, dass die muslimischen Mitbürger ihrerseits nicht genug zu ihrer Integration in Deutschland beitragen.
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