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Was können Muslime gegen Terrorismus tun?
Von muslimischer Seite bedarf es mehr als lediglich einer scharfen Verurteilung der terroristischen Aktivitäten, die in Großbritannien aufgedeckt wurden. Die klare Distanzierung von menschenverachtendem Terror sollte nach leider immer wieder notwendigen Stellungnahmen inzwischen auch von der Öffentlichkeit als selbstverständlich betrachtet werden. Reflexion von muslimischer Seite ist jetzt ebenso gefragt wie die Formulierung praktischer Konsequenzen.
Innermuslimische Aufklärung und Bildung setzt „Selbstreinigung“ in Gang
Erschütternd ist die Tatsache, dass Ärzte in die Vorgänge verwickelt scheinen. Als Angehörige einer Berufsgruppe, die wie kaum eine zweite mit vorurteilsfreiem Dienst am Menschen verbunden wird, erschließt sich hier das Ausmaß der Gefährlichkeit fanatischer Indoktrination. Dies soll auch die muslimische Basis noch stärker als bisher motivieren, sich nicht nur gegenüber Nichtmuslimen im Sinne der Aufklärung pointiert gegen Terror als im krassen Widerspruch zu den Geboten des Islam zu positionieren. Diese Haltung auch argumentativ aus dem Islam heraus begründen zu können, ist für mögliche interne Debatten wesentlich. Damit können sich Muslime gegen extremistische und den Zusammenhalt der Gesellschaft bedrohende Einzelmeinungen verwahren.
Dieser „Selbstreinigungsprozess“ funktioniert, wie wir gerade aus österreichischer Perspektive für hiesige Verhältnisse beobachten können. In Österreich haben wir durch den Islamunterricht an den öffentlichen Schulen ebenso gute Voraussetzungen dafür, wie durch den meinungsbildenden inneren Diskurs. In den Abschlussdokumenten der diversen Imamekonferenzen wird die Identitätsfrage eindeutig beantwortet: Als Vereinbarkeit eines Bewusstseins als Muslim/in mit dem Bekenntnis zu den Werten von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pluralismus und Menschenrechten.
Warnung vor Entfremdung: Islamfeindlichkeit spielt Extremisten in die Hände
Dass Muslime sich als lebendiger Bestandteil Europas begreifen und hier zunehmend nach gleichberechtigter Teilhabe auf gleicher Augenhöhe streben, ist eine Tatsache. Dieser trotz mancher sozialer Spannungen und noch aufzuarbeitender Fragen erfolgreiche Prozess darf durch einige wenige, die Religion für eigene Zwecke instrumentalisierender gefährlicher Wirrköpfe nicht aufgehalten werden. Die Gesellschaft braucht gerade jetzt die Solidarität eines einigenden „Wir-Gefühls“ und nicht die pauschalierende Abgrenzung vor „den Muslimen“, die dem Extremismus nur in die Hände spielen würde. Extremisten käme nichts so gelegen, wie eine Betonierung jenes falschen Bildes, das den Islam als „im Gegensatz zum Westen“ sehen will.
Als Muslime sind wir von Extremismus mit „islamischer“ Maske bedroht weniger darum, weil Anschläge alle gleichermaßen treffen könnten. Vielmehr scheinen Fanatiker auf eine Entfremdung der Muslime von der Mehrheitsbevölkerung hinzuarbeiten, um ihr geteiltes Weltbild von Muslimen hier und sie umgebenden „Feinden“ dort zu festigen. Auch wenn viele wohltuende Wortmeldungen dazu aufrufen, dass Islam eben nicht mit Terror gleichzusetzen sei und Muslime nicht unter Generalverdacht fallen dürften, werden durch die Ereignisse Ängste weiter geschürt und Ressentiments scheinbar bestätigt.
Gemeinsamer Kampf gegen Verbrechen - nicht ausgrenzender „Kulturkampf“
Zur Stärkung gegenseitigen Vertrauens ist das Verständnis gemeinsamer Betroffenheit essentiell. Längst haben Muslime formuliert, dass bei jeglichem Verdachtsmoment direkt mit zuständigen Behörden Kontakt aufzunehmen sei – und nicht erst nach einer internen Beratung. Der „Kampf gegen den Terror“ ist genauso wie bei allen anderen derartig aktiven Zellen in Europa (und der jüngste EUROPOL-Bericht weist an die 500 solcher Vorkommnisse für 2006 aus, bei nur einem mit „islamistischem“ Hintergrund) als „Kampf gegen Verbrechen“ zu führen und nicht als Kultur- oder Wertekampf.
Quelle: www.derislam.at
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